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03.12.2015 von Jörg Barres

Das perfekte SoHo-Netzwerk 2 - Der ESXi-Server

Der ESXi-Server

Der ESXi-Server

In diesem Teil geht es um die Einrichtung des ESXi-Servers. Da auf ihm alle für das Netzwerk benötigten Servermaschinen als VMs laufen, macht es durchaus Sinn, sich einige Gedanken an die Anforderungen des eigenen Netzes zu machen.

Serverdienste im Netzwerk

Um den Zielen des perfekten SoHo-Netzwerks gerecht zu werden, müssen die folgenden Dienste realisiert werden:

  • Laufwerks-Freigaben zur zentralen Datenspeicherung
  • email-Server mit lokaler email-Speicherung
  • Weboberfläche für die email-Konten
  • Weboberfläche für die Laufwerksfreigaben
  • ISDN-Monitor zur Anrufüberwachung
  • Cloud-Server für Kalender und Adressbuch
  • Systemüberwachung per SNMP
  • USV-Überwachung
  • Watchdog für Internetverbindung
  • Datensicherungsdienste für email, Dateien, Datenbanken usw.

Speziell für meine Anforderungen kommen dann noch folgende Dienste dazu:

  • Windows-Server 2008R2
  • Datenbankserver MS SQL-Express
  • Datenbankserver mySQL
  • Web-Entwicklungssystem mit Apache und PHP

Überlegungen zur Hardware

Lange Jahre habe ich diverse Whitebox-ESXi-Server (1) (2) eingesetzt, da "echte" Server doch recht teuer, sehr laut und ziemlich energiehungrig sind.

Ein Test der c't (07/2015, Seite 76) hat mich dann auf den HP Microserver Gen8 aufmerksam gemacht, der trotz des wirklich günstigen Preises schon (fast) ein "richtiger" Server ist.

Und da bei mir ohnehin der ältere Whitebox-Server ausgemustert werden sollte, habe ich mir den HP gegönnt und muss sagen:

Der HP Microserver Gen8 ist sein Geld wirklich wert.

Natürlich ist er in der Basisausstattung mit nur 2GB RAM nicht als ESXi-Server brauchbar, und auch der Celeron-Prozessor ist eher schwach, aber ein wenig basteln macht ja auch Spaß.

Der Arbeitsspeicher

Eine Speicheraufrüstung ist ein absolutes Muss, ergänzt man das System um einen 8GB-Riegel stehen 10GB ECC-RAM zur Verfügung, das reicht bereits aus, um einige Linux-Maschinen und ein Windows 7 zu betreiben.

Für meine Anforderungen hat das aber nicht gereicht, ich brauche beruflich einen Windows-Server mit SQL-Express-Datenbank und habe deshalb auf 16GB aufgerüstet.

Der Prozessor

Der eingebaute Dual-Core-Celeron ist erstaunlich flott, einige Linux-Maschinen und ein Windows 7 (quasi als Windows-Server) lassen sich problemlos gleichzeitig betreiben, obwohl es natürlich bei stärkeren Belstungen schon mal etwas gemütlicher zugeht.

Da ich aber einen echten Windows-Server benötige und auch ein paar weitere VMs auf der Maschine betreiben möchte, war eine Aufrüstung auf einen XEON E3-1230v2 mit 3,3GHz sinnvoll.

Die Festplatten

Hier sollte man gut überlegen, wie man die vier plus eins möglichen Laufwerke konfiguriert, zumal der eingebaute Raid-Controller kein Raid5 unterstützt, was bei vier Platten aber ohnehin nicht so sinnvoll ist.

  • Variante 1: Vier Festplatten als Raid 10 und eine SSD als Raid 0
  • Variante 2: Zwei Festplatten als Raid 1, zwei SSD als Raid 1 und eine SSD als Raid 0

Raid0-Systeme haben in einem Server meiner Meinung nach nichts verloren, zumal meistens ohnehin das Netzwerk die Geschwindigkeit begrenzt.

Ich nutze Variante 1 mit vier verschiedenen 2TB-Platten und einer 120GB-SSD, allerdings habe ich den Eindruck, dass diese Version unter hoher Last doch manchmal etwas träge ist.

Variante 2 hat den Vorteil, die Platten als Datenablage und die beiden SSDs für die VMs zu nutzen, aber zwei 500er SSDs treiben die Kosten dann doch noch ganz gut in die Höhe. Außerdem braucht man einen passenden Einbaurahmen für die SSDs, damit diese in die Laufwerksslots passen.

Die am fünften SATA-Port angeschlossene SSD läuft als einzelne Platte als Raid 0 und dient mir als Speicher für VMs, die flott laufen sollen, aber nicht essentiell für das Netzwerk nötig sind.

Das Boot-Laufwerk

Als Boot-Laufwerk für den ESXi bietet sich ein kleiner USB-Stick an. Dieser kann in den internen USB-Steckplatz gesteckt werden, eine Größe von 4GB reicht völlig aus, die Geschwindigkeit des Sticks spielt nur beim Booten eine nennenswerte Rolle, aber zu langsam sollte er natürlich trotzdem nicht sein.

Konfiguration des HP Microservers

Damit der HP Microserver Gen8 seine Aufgabe als ESXi-Server erfüllen kann, sind einige Einstellungen in den verschiedenen Systemprogrammen vorzunehmen. Dabei werden leider einige Reboots fällig, die auf diesem Server eher gemütlich vonstatten gehen.

Wichtige Sondertasten

F5 Raid-Controller-Verwaltung
F8 HP-Management iLO4
F9 BIOS
F11 Boot-Menü

Konfiguration der Festplatten

Beginnen wir mit der Einrichtung der Raid-Verbünde. Beim Bootvorgang wird nach einiger Zeit die Initialisierung des Raid-Controllers angezeigt. Jetzt können Sie mit F5 die Verwaltungsoberfläche des Raid-Controllers aufrufen.

Im zugehörigen Video kann ich die Einrichtung leider nicht mehr vornehmen, da ich keinen zweiten Microserver und keine übrigen Festplatten habe. Dort zeige ich Ihnen also nur die fertige Konfiguration.

Hier jetzt eine Schritt für Schritt Anleitung zum Anlegen von Raid-Verbünden bei gestarteter Verwaltungsoberfläche

Zuerst im linken Bereich den HP-Controller anklicken und dann den Knopf "Configure" im rechten Bereich klicken.

Raid-Konfiguration: Schritt 1

Jetzt links auf den Button "Unassigned Drives" klicken. Es werden alle nicht zugewiesenen Laufwerke im rechten Bereich angezeigt.

Raid-Konfiguration: Schritt 2

Die gewünschten Laufwerke markieren und unten rechts auf den Button "Create Array" klicken.

Es wird eine Seite mit diversen Konfigurationsmöglichkeiten eingeblendet. Wählen Sie den passenden Raid-Level aus, die anderen Einstellungen habe ich auf den Vorgaben belassen. Und dann unten rechts auf den Knopf "Create Logical Drive" klicken.

Raid-Konfiguration: Schritt 3

Nun wird noch eine Zusammenfassung angezeigt, hier einfach unten rechts auf "Finish" klicken.

Legen Sie so alle weiteren Raid-Verbünde an.

Ein abschließender Klick auf "Arrays" im linken Bereich zeigt Ihnen dann eine Übersicht über die konfigurierten Raid-Verbünde.

Raid-Konfiguration: Schritt 4

Schließen Sie dann das Konfigurationstool, der Rechner führt jetzt einen Neustart aus.

BIOS-Einstellungen für den reibungslosen Start

Im BIOS des Rechners müssen Sie nur die Boot-Reihenfolge so einstellen, dass zuerst vom CD-Laufwerk und danach vom eingesteckten USB-Stick gebootet wird.

Um in's BIOS zu kommen, drücken Sie beim Booten die Taste F9.

Lassen Sie sich von der Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten nicht stören, uns interessiert nur der Punkt "Standard Boot Order (IPL).

Stellen Sie hier die Boot-Reihenfolge passend ein.

Boot-Reihenfolge im BIOS

Nach dem Speichern der Einstellungen führt der Rechner (natürlich) einen Reboot durch.

Konfiguration der Verwaltungsoberfläche iLO

Um das Managementtool iLO aufzurufen, drücken Sie bei Erscheinen der Meldung die Taste F8. In der etwas antiquiert wirkenden Oberfläche wechseln Sie zuerst in den Bereich "Network" - "NIC and TCP/IP".

Dort setzen Sie die Daten für das Netzwerk, also IP-Adresse, Subnet-Maske und Gateway und speichern Ihre Einstellungen mit F10.

iLO-Netzwerkkonfiguration

Wechseln Sie dann zu "Network" - "DNS/DHCP" und deaktivieren Sie DHCP. Wenn Sie mögen, können Sie iLO auch noch einen DNS-Namen geben.

iLO-Netzwerkkonfiguration

Wechseln Sie dann in den Bereich "User" - "Edit" und vergeben Sie ein Passwort für den admin-Account. Falls Sie mögen, können Sie hier auch weitere Benutzerkonten für den Zugriff auf iLO festlegen.

iLO-Benutzerkonfiguration

Jetzt können Sie iLO über "File" - "Exit" beenden. Dadurch wird der Boot-Vorgang des Servers wiederaufgenommen.

Video zur Konfiguration des HP Microservers

Installation des ESXi-Servers

Installation des Hypervisors

Legen Sie die Installations-CD für den ESXi-Server in das externe USB-CD-Laufwerk ein und booten Sie den Server.

Ich verwende in meinem Netzwerk folgendes Installationsimage (findet sich bei VMware und auch sonst im Netz):

VMware-ESXi-5.5.0-Update2-2068190-HP-5.77.3-Nov2014

Es gibt zwar mittlerweile auch eine von HP angepasste Version 6 des ESXi-Servers, diese scheint aber nach verschiedenen Hinweisen im Netz einen Fehler bei der Festplattenverwaltung zu haben, so dass Plattenzugriffe unter bestimmten Umständen stark ausgebremst werden.

Die eigentliche Installation geht sehr einfach, nach einer Begrüßungsmeldung akzeptieren Sie die Lizenzbedingungen und wählen das Installationsmedium, in meinem Fall also den 4GB-USB-Stick.

Danach wählen Sie die Sprache aus und geben das root-Passwort ein.

Nach einer letzten Bestätigung mit F11 startet dann die Installation, diese erfordert zum Abschluss einen Neustart.

Konfiguration des Hypervisors

Nach dem Booten des ESXi-Servers muss dieser noch ein wenig konfiguriert werden. Dazu melden Sie sich mit F2 als root mit Ihrem Passwort an.

Wechseln Sie in den Bereich "Troubleshooting Options" und aktivieren Sie dort mit Return die ESXi-Shell und den SSH-Dienst. Verlassen Sie den Dialog mit ESC und gehen Sie zu "Configure Management Network".

Aktivieren Sie unter "Network Adapters" alle weiteren in Ihrem Server vorhandenen Netzwerkkarten. Um eventuellen Konflikten vorzubeugen, lasse ich aber alle bis auf eine ausgestöpselt (ohne Verbindung zum Switch). Die weitere Knfiguration nehme ich dann später mit dem vSphere Client vor.

Aktivieren Sie dann bei "IP Configuration" die statische Adresse und geben Sie die Werte für IP-Adresse, Subnet-Maske und Gateway ein.

Bei der "IPv6 Configuration" deaktiviere ich IPv6, ich nutze dieses in meinem Netzwerk noch nicht.

Unter "DNS Configuration" tragen Sie Ihren primären DNS-Server ein (üblicherweise der DSL- oder Kabel-Router) und vergeben den Hostname.

Überprüfen Sie zum Schluss noch die "Custom DNS Suffixes", hier sollte Ihr Domainname eingetragen sein, in meinem Fall also solarsystem.local.

Verlassen Sie das Management Network mit ESC und rebooten Sie den Rechner.

Video zur Installation des ESXi-Servers

Installation des vSphere Clients

VMware Client installieren

Je nach installierter Version des ESXi-Server müssen Sie den dazu passenden vSphere-Client installieren.

Falls Sie mehrere ESXi-Server mit unterschiedlichen Versionen verwenden wollen, müssen Sie für jede Version den dazugehörigen vSphere-Client installieren. Am bequemsten geht das, indem Sie zuerst den 6er installieren und sich damit zu einem 5.5er ESXi-Server verbinden. Dann lädt und installiert der Client automatisch die benötigte Version nach.

Ich setze diese beiden Versionen in meinem Netzwerk ein:

  • VMware-viclient-all-6.0.0-3016447.exe
  • VMware-viclient-all-5.5.0-1993072.exe

Bei der Installation ist nichts besonderes zu beachten, immer auf ja, weiter und ok klicken.

Verbindung zum ESXi-Server herstellen

Starten Sie den vSphere-Client und geben Sie die Zugangsdaten ein, also IP-Adresse oder DNS-Name des ESXi-Servers, den Benutzernamen root und Ihr Passwort.

VMware Lizenz eingeben

Ihren Lizenzschlüssel können Sie auf dem Register "Konfiguration" im Bereich "Software" unter "Lizensierte Funktionen" eingeben. Oben rechts finden Sie dann den Link "Bearbeiten".

Datenspeicher einrichten

Die Einrichtung der Datenspeicher nehmen Sie ebenfalls im Register "Konfiguration" vor, im Bereich "Hardware" finden Sie den Befehl "Speicher".

Das Register "Geräte" zeigt Ihnen alle Laufwerke, die momentan zur Verfügung stehen.

Im Register "Datenspeicher" können Sie oben rechts auf "Speicher hinzufügen" klicken, um einen neuen Datenspeicher anzulegen.

  • Aktivieren Sie die Auswahl "Festplatte/LUN" und wählen Sie im nächsten Dialogfeld den Datenträger aus.
  • Als Dateisystem sollten Sie VMFS5 nehmen, nur dort können Sie Laufwerke mit mehr als 2TB in eine virtuelle Maschine einbinden.
  • Geben Sie dem Datenspeicher dann einen sinnvollen Namen und weisen Sie im den maximal verfügbaren Speicherplatz zu.

Richten Sie auf diese Weise alle benötigten Datenspeicher ein.

ESXi-Datenspeicher

Virtuelles Netzwerk konfigurieren

Wechseln Sie im Register "Konfiguration" in den Bereich "Netzwerk".

Dort sollte der Standard-Switch "VM Network" zu sehen sein, an den beide Netzwerkkarten angeschlossen sind.

Wenn Sie bislang nur eine Netzwerkkarte mit Ihrem realen Switch verbunden haben, sollte eine der beiden angezeigten Karten den Status "Standby" haben und mit einem kleinen roten Kreuz markiert sein.

Um diese Netzwerkkarte zu nutzen, legen Sie zuerst einen neuen virtuellen Switch an.

Klicken Sie dazu oben rechts auf "Netzwerk hinzufügen", wählen Sie die Option "vShere Standard-Switch erstellen" und geben Sie eine Netzwerkbezeichnung ein.

Um diesem Switch die Netzwerkkarte zuzuweisen, öffnen Sie die Eigenschaften dieses Netzwerkes, gehen in das Register "Netzwerkadapter" und klicken auf "Hinzufügen".

Wählen Sie Netzwerkkarte aus und bestätigen Sie die Meldung, dass diese Karte dann vom anderen Switch getrennt wird.

Stecken Sie nun das (reale) Netzwerkkabel in Ihren (realen) Switch, der Status der Karte sollte sich dann auf "Voll" ändern.

ESXi-Netzwerk

Automatisches Herunterfahren von VMs aktivieren

Damit VMs beim Herunterfahren des Servers ebenfalls automatisch herunterfahren, müssen Sie im Register "Konfiguration" von Terra das automatische Starten und Herunterfahren von virtuellen Maschienen aktivieren.

Video zur Installation des vShere-Clients

Und so geht's weiter

Im nächsten Teil dieser Reihe beschreibe ich die Installation des Debian-Linux-Servers Pluto, der sich primär um email kümmern wird. Außerdem überwacht er das Netzwerk per SNMP und erledigt die Cloud-Funktionen.

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